Die empirisch-sittliche Welt besteht größtenteils nur aus bösem Willen und Neid.
Das Größte will man nicht erreichen, man beneidet nur seinesgleichen; der schlimmste Neidhart ist in der Welt, der jeden für seinesgleichen hält.
Die beiden Zitate stammen von Goethe. Unschwer ist daraus zu erkennen, dass Goethe kein Freund des bigotten "Gutmenschentums" und ideologisch bedingter Gleichmacherei gewesen ist. Auch hierbei kann ich dem großen deutschen Dichter nur beipflichten. Neid ist schändlich und gefährlich zugleich.
Dieser Tage ist der Neid wieder salonfähig, er prägt nicht nur das Regierungshandeln, er verseucht auch die gesamte Gesellschaft derart, dass sie zu sterben droht. So ist der Neid die wahre Antriebsfeder der sich als "fortschrittlich" (progressiv) gebenden Gleichmacher, was die verlogenen und mitunter milliardenschweren Rädelsführer, die diese Untugend zu ihrem Geschäftsmodell erhoben haben, davon nicht ausschließt.
Die neidenden Dummen wissen darum, dass sie niemals zu den Klugen gehören werden. Deshalb sollen alle anderen auch dumm sein. Die neidenden Häßlichen wissen darum, das sie niemals schön sein werden, deshalb richtet sich ihre Missgunst immer gegen das Schöne. Was ich nicht haben kann, sollen andere auch nicht haben, lautet die Lebensmaxime der Neider. Deshalb hassen zum Beispiel Sklavennaturen die Freiheit und bevorzugen stattdessen einen Überstaat - geboren aus dem Neid gegenüber jenen, die wahrlich frei sind - denn sie wissen, dass sie niemals wirklich frei sein können.
Doch was bedeutet wirklich frei zu sein? Es beginnt damit, Nein zu sagen, wenn es den eigenen Interessen eklatant widerspricht. Toleranz (was erdulden bedeutet) zum Beispiel ist das Signum der Ohnmacht und somit der Unfreiheit. Ansgar von Bremen erforschte seinerzeit die nordgermanischen Wikinger. Weil diese sich nicht wie erhofft christianisieren lassen wollten, schrieb er über sie, dass sie "sich alle als Herren wähnen und deshalb keinen Herren über sich dulden" würden. Die Wikinger waren aber keine Anarchisten und sie waren wie alle anderen Germanenvölker auch für ihre Nibelungentreue gegenüber ihren selbstgewählten und jederzeit abwählbaren Autoritäten bekannt. Und dennoch waren sie frei. Sie waren ihren althergebrachten Sitten ebenso treu wie ihren Gesetzen und Gebräuchen gegenüber. Und dennoch waren sie keine Knechte, stritten auf den Thing genannten Volksversammlungen um Für und Wider. Erst mit dem Zwang, den eine importierte totalitäre Ideologie unweigerlich mit sich brachte, verschwand die Freiheit. Sie wurde aber niemals ausgelöscht. Denn es ist kein Zufall, dass Dinge wie die Menschenrechte, bürgerliche Grundfreiheiten oder der Rechtsstaat allesamt von germanischen Völkern (wieder) eingeführt wurden.
Und so ist es auch kein Zufall, dass das kleine Island - das einzige Land, in dem sich die importierte totalitäre Ideologie ohne großes Blutvergießen durchsetzen konnte (wenn man einmal davon absieht, dass viele der damaligen Isländer aus Skandinavien geflohen waren, um der totalitären Tyrannei zu entfliehen) - das einzige Land der heutigen "freien Welt" darstellt, in dem die sogenannte Bankenkrise nicht zu Lasten der Bürger gegangen ist, weil man in Island die kriminellen Geschäfte weltweit operierender Finanzgauner nicht noch doppelt vergolden wollte. Man trennte das normale Geldgeschäft einfach vom Spekulationsgeschäft ab, ließ letzteres somit erfolgreich in die verdiente Pleite gehen, während zum Beispiel die Deutschen durch die Merkel-Junta gezwungen waren, auf die ergaunerten 500.000.000.000 Euro noch "Boni" in Höhe von weiteren 500.000.000.000 Euro zu zahlen. Die Isländer besannen sich hingegen auf die Regeln des Kapitalismus, insbesondere auf die des unternehmerischen Risikos. Hierbei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Großbritannien deswegen Island militärisch besetzen wollte, was aber noch verhindert werden konnte.
Doch zurück zum Thema Neid. Der Kontrafunk hat dieser Tage eine Sendung zum Thema ausgestrahlt, die ich an dieser Stelle empfehlen möchte.
Früher galt Neid als Todsünde. Inzwischen, so erklärt es Rainer Zitelmann, verkleidet sich Neid als „soziale Gerechtigkeit“, und wer sich darum bemüht, gilt als tugendhaft. Zitelmann, der als Wissenschaftsautor bekannt ist, hat sich für seinen ersten Roman ausführlich mit Neidforschung, Attraktivitätsforschung und dem Entstehen von totalitären Regimen befasst. In seinem „Sachbuch aus der Zukunft“ erzählt er, wie „überschöne“ Frauen, die als PB-Frauen („Privileged Beauty“) gelten, zwangsweise einer „optischen Optimierungstherapie“ unterzogen werden. Er berichtet auch von persönlichen Erfahrungen, wenn er wegen seines Reichtums, seiner beiden Doktortitel, seiner internationalen Erfolge, seiner Fortschritte beim Bodybuilding und wegen seines Umgangs mit schönen Frauen beneidet wird.
Das in der Sendung besprochene Buch kann
hier käuflich erworben werden.